Lieber Papa, liebe Mama,
ich habe lange überlegt, ob ich diesen Artikel überhaupt schreiben und dann auch noch veröffentlichen soll. Letztlich habe ich mich aber dafür entschieden, meine diesmal besonders persönlichen Erfahrungen mit Dir zu teilen. Doch am besten fange ich am Anfang an und nicht mittendrin.
Wie Du in meinem Blog verfolgen konntest, haben wir im April mit unserem zweiten Aupair gestartet. Seit Montag sind wir nun wieder allein, unser Aupair hat sich entschieden, uns wieder zu verlassen. Nach anfänglicher Enttäuschung und auch etwas Wut über die Situation komme ich nun langsam zu einer anderen, vielleicht positiveren Betrachtungsweise. Nun aber wirklich eins nach dem anderen:
Wir hatten mit unserem Aupair anfänglich vereinbart, dass sie bis August bei uns bleiben wird, da sie danach in einer anderen Stadt ein Studium aufnehmen wollte. War es der Wunsch nach einer langfristigen Lösung für unseren Kleinen oder einfach aus einer Euphorie geboren – schnell kam die gemeinsame Idee auf, eine Bewerbung hier bei unserer örtlichen Universität abzugeben und so die gemeinsame Zeit zum beiderseitigen Nutzen zu verlängern. Im Nachhinein ist festzustellen, dass wir uns leider für diese Idee den völlig falschen Zeitpunkt ausgesucht haben. Ich möchte Dir auch erklären, warum ich das so sehe.
Die ersten Wochen, ja die ersten Monate mit einem neuen Familienmitglied sind immer eine Zeit mit vielen mehr oder minder großen Konflikten und einem schrittweisen Annähern an die gegenseitigen Bedürfnisse und Erwartungen. Da fallen je nach Temperament teilweise auch heftigere Worte, als es die Situation eigentlich erfordert. Alles in allem ist diese Zeit des Kennenlernens, des gegenseitigen Abtastens, alles andere als geeignet, derart wichtige Weichenstellungen für das weitere Leben zu tätigen. Und die Entscheidung für den richtigen Studienplatz und –ort ist zweifelsohne eine der wichtigsten Entscheidungen für einen jungen Menschen.
Aus unserer noch sehr jungen und deshalb noch mit vielen Fragezeichen versehenen „Mitwohngemeinschaft“ heraus hat unser Aupair Stärke bewiesen und nach längerem Abwägen von „Für“ und „Wider“ eine konsequente und hoffentlich richtige Entscheidung getroffen. Dies verdient großen Respekt.
Liebe R., wir wünschen Dir von Herzen alles Gute und hoffen, dass wir uns eines Tages alle einmal wiedersehen und an die schönen Momente unserer gemeinsamen Zeit anknüpfen.
Mit besinnlichen Grüßen,
Bjoern